Wir mussten Bella Italia heute morgen leider schon wieder verlassen und sitzen bereits im verregneten Deutschland. Um noch ein bisschen Urlaubsfeeling zu behalten, möchte ich euch noch kurz von unserem letzten gemeinsamen Tag gestern erzählen, wo noch ein Highlight auf dem Programm stand. Denn schließlich kann man nicht in Sizilien urlauben, ohne mal auf dem Ätna gewesen zu sein. Wir wählten die bequemste Variante und buchten eine Tour, bei der wir von einem deutschsprachigen Guide mit einem Jeep abgeholt wurden. Bevor es hinauf ging, holten wir noch ein betagteres, aber nicht weniger fittes und liebenswürdiges Paar aus Australien ab. Nein, natürlich holten wir sie nicht aus Australien ab, das Ehepaar stammt von dort und macht derzeit eine Europa-Tour. 😀
Dann fuhren wir durch einige Dörfer und Weinterassen, die am Berghang lagen, immer höher hinauf. Francesco, unser Guide, erzählte uns einiges über die Flora und Fauna des Ätnas. Wir merkten, wie toll es war, endlich mal ein wenig Input zu bekommen und nutzen die Fahrt auch aus, um ihn mit vielen Fragen über Sizilien und das Leben dort zu löchern, die sich im Laufe der Woche bei uns angesammelt haben. Zum Beispiel bestätigte er uns, dass Verkehrsregeln in Italien eher für Verlehrsempfehlungen gehalten werden und Strassenschilder als Deko :D. Auch lehrte er uns, das Hupkonzert auf den Strassen wie eine Morse-Code zu deuten. Wir fürchten, Daniels schüchternes Gehupe in Palermo ist fehlinterpreteiert worden. 😀
Je höher wir On- und Off-Road auf dem Ätna fuhren, umso gröber wurde das schwarze Lavagestein. Wir machten immer wieder Halt, um uns die Natur des Berges genauer anzusehen. Durch die erkalteten Lavaströme zu laufen fühlt sich an wie Schnee – es knirscht und man rutscht auch mal weg (weshalb hier keine größeren Tiere leben) – nur dass es schwarz statt weiß ist. Man muss sich immer wieder bewusst machen, dass der Ätna jederzeit ausbrechen könnte. Die Sizilianer fühlen sich dennoch sehr sicher. Es gibt sogar eine kleine Kapelle, vor der ein Lavastrom halt gemacht hat – für die Inselbewohner ist das natürlich ein Wunder.
Wir kletterten auch in eine Grotte, die die Lady Ätna (wie sie von den Sizilianern gerne genannt wird, sie sagen, dass der Vulkan weiblich ist, da sie als “die Mutter Siziliens” gesehen wird) geschaffen hat. Beim nächsten Stop in knapp 2000m Höhe wanderten wir durch eine bizarr anmutende Landschaft (weiße Birken auf schwarzem Untergrund) einen Ascheberg hinauf. Dort oben wehte eine ziemlich kühle Brise, aber wieder wurden wir mit fantastischen Ausblicken belohnt. Nach dieser Wanderung waren wir alle sehr hungrig, und so fuhr uns Francesco wieder hinab und wir kehrten in einen schön gelegenen Landgasthof ein. Hier erhielten wir ein köstliches 4-Gänge Menü (was hier übrigens recht üblich ist), vielleicht sogar das leckerste Essen der ganzen Woche überhaupt. Es gab eine Antipasti-Platte, Risotto mit wildem Fenchel, Pasta mit buntem Gemüse aus dem Garten, Lammkoteletts, knusprige Schnitzel (Daniel freute sich über das Fleisch, nachdem es die ganze Woche fast nur Fisch gab :D), frischer Salat und zum Dessert Semifreddo (Halbgefrorenes – fast wie Eis nur weniger kalt) mit Schokosoße. Dazu gab es hofeigenen Ätna-Wein und hintendran natürlich einen Espresso. Mir läuft immer noch das Wasser im Mund zusammen, mjam. Im Hofladen kosteten wir noch einige Liköre, wie z.B. den 70%-igen Ätnafeuer (bäh-pfui), Limoncello und Mandellikör (hmm-schlürf).
Dann ging die Tour weiter zur Alcantara-Schlucht. Die Alcantara ist ein Bergfluss, der sich durch Basaltgestein schlängelt und im Laufe vieler Millionen Jahre wunderschöne Felsformationen gebildet hat. Wir schauten zunächst an einer Stelle von oben in die Schlucht hinein und fuhren dann zu einer anderen Stelle, wo wir 220 Treppenstufen hinabstiegen, um den Fluss und das Gestein von unten zu betrachten. Wer wollte, konnte sich hier auch die Füsse im 12 Grad kalten Wasser erfrischen – oder wer so waghalsig ist wie Ken auch darin baden und sich von der Strömung treiben lassen.
Gut, dass auch der Rücktransfer inklusive war, denn wir waren ziemlich k.o. Dennoch liessen wir es uns nicht nehmen, noch eine letzte (lange) Runde Siedler zu spielen, bis uns beinahe die Augen zufielen.